Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt – die Anreise
Nun war der langersehnte Tag gekommen – die Abreise und damit Start unseres Jakobswegs! Die Tage zuvor waren etwas hektisch, noch die letzten Dinge besorgen, Checkliste überprüfen, Probepacken und nochmal die Planung durchgehen. An diesem Sonntag stieg die Hektik nochmals an, schließlich war jetzt kaum noch eine Möglichkeit, etwas Fehlendes zu besorgen. Zum Glück fuhren wir erst am frühen Nachmittag los, so blieb genügend Zeit, alles nochmal ein letztes Mal zu checken und final zu packen.
Raik holte mich von zu Hause ab, es folgte die Verabschiedung von Frau, Kind und Hund und dann ging es auch schon los. Die Fahrt verlief unspektakulär und kurzweilig, wir verbrachten sie mit vielen Themen – zur Reise selbst, aber auch privaten und gesellschaftlichen Themen.
Raik hatte einen der Außenparkplätze vom BER-Flughafen gebucht. Auch hier nochmal ein letzter Check – beinahe hätte Raik seinen Strohhut vergessen! Ein Shuttle brachte uns zum Airport. Es war das erste Mal, dass ich vom „neuen“ Berliner Flughafen losflog. Nachdem ich als Wahl-Berliner das Drama der letzten Jahr(zehnt)e mitbekommen hatte, war ich sehr auf den Flughafen gespannt.
Von außen war ich schon sehr ernüchtert – die Außenanlagen sind sehr kühl und zubetoniert. Keine Ahnung, warum der Architekt einen riesigen Platz aus Beton vor dem Flughafen vorgesehen hat, auf dem sich kaum jemand aufhalten dürfte. Da Ryanair zu den Low-Cost-Airlines gehört, durften wir auch gleich den umständlicheren Weg zum Terminal der Billig-Airlines nehmen. Im Inneren setzte sich der nüchterne und etwas altbackene Charme des Flughafens fort – man merkt, dass er bereits vor 10 Jahren hätte eröffnen sollen, als beispielsweise Buchenholz noch angesagt war.
Unser Flieger hob pünktlich ab, der Flug verlief ruhig und planmäßig. Im Landeflug konnten wir die untergehende Sonne über dem Atlantik genießen, leider saßen wir auf der falschen Seite, um auch Porto aus der Luft zu betrachten.
Wir hatten uns bewusst dafür entschieden, den Jakobsweg nicht direkt im Stadtzentrum von Porto zu beginnen. Zum einen würden ja nach dem Weg noch genügend Zeit haben, die Schönheiten von Porto zu erkunden, zum anderen gilt der Weg außerhalb der Altstadt als nicht sonderlich beschaulich und zum Dritten liegt der Flughafen bereits nördlich von Porto. Daher entschieden wir uns für Labruge als Startpunkt. Das hat den Vorteil, dass man die unschönen Industriebereiche umgeht und gleich einen wunderbaren Ausgangspunkt hat.
Für die Anreise hatten wir uns für die vermeintlich bequeme Art von Uber entschieden. Abfahrtsort ist sichtbar und die Zieladresse auch ohne Sprachkenntnisse übermittelbar. Während Taxi für Taxi an uns vorbeifuhr, kreiste unser Uber-Fahrer um das Ankunftsterminal herum. Wir mussten abbrechen, aber auch der 2. Anlauf scheiterte. Beim dritten klappte es, die Fahrt bestritten wir entspannt in einem Elektroauto von Skoda. Leider stimmen auch manchmal die Ziel-Adressen nicht ganz, unser Fahrer hatte ein wenig zu tun, um die richtige Adresse zu finden. Es war spät geworden, als wir ankamen, zum Glück wartete jemand aus dem Guesthouse auf uns, um uns die Schlüssel zu geben.
Es war mittlerweile kurz vor 22 Uhr, also machten wir uns schnell auf den Weg, um noch etwas Essbares zu ergattern. Im Gegensatz zur Innenstadt von Porto ist Labruge nicht soo reich gesegnet mit Lokalen, immerhin wurden wir noch im Novo Rumo fündig, die uns auch zu später Stunde Essen anboten. Die wunderschöne Aussicht auf den Ozean konnten wir wegen der Dunkelheit leider nicht mehr bewundern, dafür „genossen“ wir auf 3 großen TV-Screens das Fußballspiel des großen Rivalen Benfica Lissabon gegen seinen Stadtrivalen Sporting. Die Einheimischen hofften auf eine Niederlage des Erzfeindes, aber das erfüllte ihnen die Mannschaft von Benfica nicht, was zu großen Emotionen und am Ende langen Gesichtern der anwesenden lokalen Bevölkerung führte.
Kurz vor Mitternacht gingen wir noch an den Strand, um wenigstens das Rauschen und den Duft des Meeres zu spüren. Noch ein Foto vom Wegweiser und dann ging es auch schon ab in unser Guesthouse für unsere erste „gemeinsame“ Nacht auf dem Jakobsweg!
Schreibe einen Kommentar