Wie vermutlich auch ihr, liebe Leser:innen, die ihr gerade diesen Artikel lest, habe ich lange im Internet recherchiert, um eine Packliste für den Jakobsweg zu erhalten, was unbedingt mit auf die Pilgerreise muss und was entbehrlich ist. Gefunden habe ich meist nur Packlisten von Menschen, die bereits mehrfach den Camino gepilgert sind und es mittlerweile auf Gewichte von 5 kg gebracht haben. Das war leider für mich nicht so ergiebig, da ich nicht so der Minimalist bin und gerne auf Nummer sicher gehe. Hier daher meine Otto-Normal-Verbraucher-Packliste für den Caminho Portugues unterteilt in die jeweiligen Kategorien, was ich dabeihatte und was zu viel war bzw. fehlte. Das Ganze unter der Prämisse, dass ich mich nicht komplett neu eindecken wollte, sondern aus dem Fundus bereits vorhandener Produkte zurückgreifen wollte und wenn es etwas Neues sein sollte, dann in einem vertretbaren Preisrahmen und nicht unter Gewichtsgesichtspunkten ausgewählt.
 
Von Christine Thürmer, der meistgewanderten Frau der Welt, erfuhr ich erst nach meiner Pilgerreise durch meine Eltern und ja, ich bin zwar auf die Ultraleicht-Trekking-Bewegung gestoßen, sehe mich aber weder als Asket noch als „ich kaufe von allem nur das Beste“-Typ. Ich bin hier mehr so der Durchschnittstyp.
 

Überblick

    Auch hier stand ich vor einer neuen Kaufentscheidung, meine Trekkingschuhe waren mit den neuen Wandersocken zu eng und meine alpinen Bergschuhe zu schwer. Für den portugiesischen Jakobsweg benötigt man keine Wanderschuhe, Trekkingschuhe sind prinzipiell ausreichend. Es gibt nur wenige Passagen, für die besserer Halt notwendig wäre. Leider gibt es mittlerweile Ressourcenengpässe und Wanderschuhe sind nicht mal ebenso im Laden zu kaufen. Sämtliche Outdoor- und Sportläden in Jena hatten keine Schuhe in meiner Größe. Fündig wurde ich letztlich dann noch in einem kleinen Outdoorladen in Weimar. Dort erwarb ich eine mir bis dato unbekannte Schuhmarke – Scarpa. Die Schuhe stellten sich für mich als echte Allrounder raus, trotz des höheren Gewichts konnte ich die gesamte Distanz gut damit laufen, schwitzte trotz hoher Temperaturen kaum und ich hatte über die gesamte Zeit keine Blasen. Als Allrounder leistet mir der Schuh sicherlich auch gute Dienste beim Hundespaziergang bei nasskaltem Wetter oder im Winter.



    Um für die Unterkünfte nicht extra Badelatschen mitnehmen zu müssen, entschied ich mich dazu, noch Trekkingsandalen zu kaufen. Hier entschied ich mich für Sandalen von Teva. Solche Outdoor-Sandalen wollte ich schon immer haben, aber am Ende muss ich sagen, habe ich sie nur wenige Male genutzt. Wer nicht in öffentlichen Herbergen unterwegs ist, kommt sicherlich auch ohne solche Schuhe aus, zudem wurde es abends auch recht frisch und aufgrund meiner Erkältung während der Reise brauchte ich es eher wärmer.

    Zum Glück entschied ich mich kurz vor der Abreise noch für günstige Barfußschuhe von Dockers, die extrem leicht und platzsparend sind und gerade abends nach der Wanderung und später in Santiago und Porto super bequem waren.

    Nach den Schuhen sind die Socken sicherlich das zweitwichtigste Produkt für so lange Wanderungen. Ich besaß zwar diverse Sportsocken, aber keine richtigen Wandersocken. Hier wollte ich keine Risiken eingehen und so fiel die Wahl auf Trekkingsocken von Falke, und zwar die TK2 Cool, die insbesondere für warmes Wetter empfohlen wurde. Den höheren Preis habe ich nicht bereut, ich hatte keine Blasen und die Feuchtigkeit wird sehr gut abtransportiert. Hier würde ich nicht am falschen Ende sparen. 2 Paar Socken sind für die Tour völlig ausreichend, da es unterwegs immer mal Möglichkeiten zum Waschen gibt und die Socken auch recht schnell trocknen.

    Daneben hatte ich noch 4 Paar Füßlinge für An- und Abreise, Stadttouren und den Aufenthalt in Porto.

    Rucksack angelehnt am Napoleonstein in Jena

    Erneut musste ich mich entscheiden – ganz minimal unterwegs, um die Sachen in meinen vorhandenen 35 Liter Rucksack unterzubringen, meine alte Bergkraxe aus den 90er Jahren vom Boden zu holen oder halt was Neues. Die erste Option entpuppte sich schnell als Illusion. Option 2 war zwar vom Fassungsvermögen mehr als ausreichend aber einfach in die Jahre gekommen. Also schaute ich mich nach Alternativen um und wurde bei Decathlon fündig. Da es in Jena seit einiger Zeit einen Decathlon Store gibt, machte ich mich auf den Weg. Die Beratung dort ist recht dürftig, aber ich wusste ja, was ich wollte.

    Am Ende entschied ich mich für den MT500 Air mit 50 + 10 Liter und sehr nützlichen Features. Neben den vielen Taschen und dem sehr guten Tragekomfort mit Rückennetz wiegt der Rucksack akzeptable 1,7 kg und hat einen seitlich angebrachten Flaschenhalter, mit dem man seine Trinkflasche immer parat hat. Zudem befinden sich im Beckengurt noch 2 kleine Taschen – ideal für Mobiltelefon und Brillenetui.

    Und das Ganze zu einem sehr guten Preis von damals 99 Euro zum Kaufzeitpunkt.

    Hier kam ich schnell in Bedrängnis, zum einen gehe ich gerne auf Nummer sicher, zum anderen wechsle ich normalerweise jeden Tag meine Kleidung. Daher musste ich mich also begrenzen bzw. Mehrgewicht in Kauf nehmen. Ich wählte aus:

    Ich entschied mich für nur eine Wanderhose zum Zippen, um mir Platz und Gewicht zu sparen und eine leichte Stoffhose, die ich mir vor langer Zeit mal in Indien gekauft habe.

    Hier wählte ich eine Fleecejacke für kühlere Stunden und eine leichte Regenjacke. Wir hatten Glück mit dem Wetter, ich bin mir nicht sicher, ob die leichte Regenjacke auch längerem Regen standgehalten hätte, leider konnte ich das bis jetzt nicht ausprobieren. Meine 3-Lagen-Goretex Jacke erschien mir aber zu klobig und schwer für eine Tour Ende Mai/Anfang Juni.

    Hier nahm ich 2 Funktionsshirts für die täglichen Wanderungen und ein leichtes Fleecehemd für die kühleren Morgenstunden mit. Die Fleecejacke hätte es auch getan, aber wenn man die Sachen schon mal hat. 😉 Für die Abendstunden und die Städtetrips wählte ich 2 T-Shirts, wobei eines davon auch gleich für die Nachtstunden diente.

    Da bin ich ein wenig etepetete und nahm mehr mit, als man(n) vielleicht benötigt und bei einer nächsten Tour werde ich hier sicherlich Einsparungen vornehmen. Dazu hatte ich noch eine Badehose dabei, schließlich waren wir teilweise am Meer.

    Ich schwankte zwischen Basecap und Strohhut, was ich beides bereits im Besitz habe. Ein Basecap schützt weder Nacken noch Ohren, einen Strohhut kann man schlecht verstauen und ihm bekommt auch Nässe nicht gut. Daher entschied ich mich kurzerhand noch für den Kauf eines Wanderhutes aus schnell trocknendem Polyamid mit Imprägnierung von Fjällräven. Die breite Krempe schützt Gesicht, Nacken und Ohren vor der Sonne, kann auch mal nass werden und lässt sich platzsparend zusammenknautschen. Ich erschrak nur an der Kasse über den Preis von 50 Euro. Aber man sollte vielleicht auch nicht eine Woche vor der Reise noch die letzten Sachen kaufen, sondern sich mehr Zeit für die Planung nehmen.

    Auch das war für mich eine Herausforderung – normalerweise ist meine Waschtasche auf Reisen genauso groß wie die meiner Frau! 😉 Um mich nicht in der Art einschränken zu müssen, blieb nur die Einschränkung in der Packungsgröße. Bei Rossmann und Douglas, aber womöglich auch bei anderen Drogerie-Ketten, gibt es Probierpackungen für wenig Geld. Zudem ist meine Frau eine große Anhängerin von Ringana, die ebenfalls Probepackungen anbieten. Und auf ein paar Sachen konnte ich auch verzichten – in meinem Fall Rasierzeug. In Summe hatte ich dabei:

    • Hirschtalgcreme als Prophylaxe gegen Blasenbildung an den Füßen
    • Sonnenschutzcreme LSF 20
    • Duschgel
    • Shampoo
    • Zahncreme und -bürste
    • Gesichtscreme
    • Deospray und Parfüm
    • Kamm
    • Schnelltrocknendes Handtuch von SeaToSummit und ein kleines Handtuch von LeStoff, was ich später zum Schal umfunktionierte

    Hier verzichte ich auf eine detaillierte Aufzählung – mein Freund Raik hatte im Rahmen seiner vielen Geschäftsreisen ein Reisemedikamenten-Set bekommen, aber man kann auch nicht für alle Eventualitäten planen. Aus eigener Erfahrung rate ich neben dem Must-Have Pflaster z.B. Compeed zu den Dingen, für die ihr am meisten anfällig sein. Letztlich gibt es aber in jedem größeren Städtchen eine Apotheke, was in meinem Fall notwendig war.

    Camino Portugues Steckdosenproblem in Herbergen
    • eine kleine Stirn- oder Taschenlampe ist für öffentliche und private Herbergen mit Gemeinschaftsräumen hilfreich
    • Ohropax für alle mit leichtem Schlaf, denn Schnarcher sind allgegenwärtig
    • kleine Schere/Scherenset
    • kleines Tagebuch (DIN A5 oder kleiner) und Stift
    • Sonnenbrille und in meinem Fall eine Ersatzbrille
    • eine Jakobsmuschel haben wir erst vor Ort gekauft, man kann sie aber auch bereits in Deutschland auch online erwerben
    • meine geliebte Sony Alpha 6000 musste ich aus Platz- und Gewichtsgründen zu Hause lassen, was ich ein wenig bedauert habe, da es einfach sehr viele schöne Motive gibt, aber eine gute Handy-Kamera erfüllt mit Abstrichen auch ihren Zweck
    • Apropos Handy – neben dem Ladegerät empfehle ich auch noch eine Powerbank, in öffentlichen Herbergen kann es schnell passieren, dass alle Steckdosen belegt sind 😉

    Neben Ausweis bzw. Reisepass und Flugtickets empfehle ich auf jeden Fall einen Pilgerführer, wie unter Planung beschrieben. Ein solcher Reiseführer wie der von Raimund Joos liefert nicht nur wertvolle Informationen bei der Reisevorbereitung, er ist unglaublich präzise bei den Routen. Unsere Reisebegleiterinnen aus den USA oder Australien waren auf die Wegweiser und Google Maps angewiesen, was manchmal irreführend sein kann. Aber dann sollte man den Reiseführer auch systematisch nutzen, denn eine sporadische Nutzung kann ebenfalls irreführend sein und zu einem schmerzhaften Umweg führen, wie wir ihn auf der Etappe von Pacos nach O Porrino hatten.

    Pilgerausweis Camino Portugues

    Einen Pilgerausweis hatten wir uns bereits im Vorfeld über die deutsche Jakobusgesellschaft gegen eine kleine Spende besorgt. Er ist am Ende nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern ermöglicht es, gegen geringes Entgelt oder eine angemessene Spende in den Pilgerherbergen Unterkunft zu finden. Und er ist natürlich Voraussetzung für die berühmte „Compostela“ Meine Meinung dazu findet ihr im Kapitel Santiago.

    Eine Auslandsreisekrankenversicherung kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen, jetzt muss nicht wie ich krank werden, aber wenn es passiert, dann kann es schnell teuer werden. Ich habe mich für die Low-Budget Variante vom ADAC entschieden, das reicht eigentlich völlig, wenn man nicht davon ausgeht, schwer zu verunglücken.

    Als Apps hatten wir neben Google Maps und Tripadvisor noch komoot installiert, da wir unsere Strecken aufzeichnen und verewigen wollten. Die Touren findet ihr auch in den jeweiligen Etappen. Und für Menschen wie mich, die dem Portugiesischen bzw. Spanischen nicht so mächtig sind, helfen Google Lens und deepL sehr gut weiter.

    Wir hatten jeweils 2 Trinkflaschen mit 1l bzw. 0,75l dabei, die wir jeden Morgen mit Leitungswasser füllten. Portugal und Spanien haben eine sehr gute Trinkwasserqualität, der man bedenkenlos vertrauen kann, wenn man das auch in Deutschland tut und keine Probleme damit hat. Auch unterwegs kann man immer wieder das Trinkwasser auffüllen und es gibt auch genügend Bars und Cafés am Wegesrand. 

    Das Leitungswasser haben wir zum einen mit handelsüblichen Multimineral-Brausetabletten versetzt, zum anderen empfahl uns meine Frau Ringana Sport Protein. Dieses ist ein veganes Protein mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen für den aktiven Sport speziell für den Erhalt und Aufbau von Muskelmasse.

    Davon habe ich jetzt nicht so viel gemerkt und der Geschmack ist auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber damit spart man sich im Prinzip auch das Essen unterwegs. Insofern eine sinnvolle Investition.

    Damit hätte ich mir dann auch die ganzen Powerriegel sparen können, mit denen ich mich reichlich bei dm eingedeckt habe. Neben dem Preis nehmen die auch Platz weg und werden in der Wärme auch weich. Zumindest in Portugal erhält man noch Essen und Trinken zu sehr fairen Preisen.